Es gibt Abschlüsse, die nach einer gewissen Zeit ohne Rezertifizierung ihre Gültigkeit verlieren. Häufig sind das internationale Zertifikate wie beispielsweise eine Zertifizierung im Bereich Projektmanagement der International Project Management Association IPMA. Die meisten Zertifikate und Diplome haben jedoch kein ausgewiesenes «Ablaufdatum», sie sind so gesehen ein Leben lang gültig.
Die wichtigere Frage: WelcheAussagekraft hat der Abschluss? Ein Diplom oder ein Zertifikat weist in der Regel aus, dass man gewisse Qualifikationen erworben hat. Diese werden beispielsweise über Leistungsnachweise in Form von benoteten Prüfungen oder schriftlichen Hausarbeiten überprüft und/oder mit ECTS-Punkten ausgewiesen. Andere Zertifikate bestätigen hingegen lediglich, dass die Person einen Kurs besucht hat.
Formale Abschlüsse verlieren ihre Gültigkeit nicht. Lehrabschlusszeugnisse (EFZ und EBA) sowie Zeugnisse einer Berufsmaturität oder einer gymnasialen Maturität bleiben auch Jahrzehnte nach dem Abschluss eine wichtige Beilage in Bewerbungsunterlagen. Sie dienen als lebenslanges Eintrittsticket für verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten in der höheren Berufsbildung oder im Hochschulbereich.
Formale Abschlüsse der höheren Berufsbildung (eidg. Fachausweis, eidg. Diplom und Diplom HF) und Bachelor- und Masterabschlüsse einer Fachhochschule oder einer Universität verlieren ebenfalls nicht an Relevanz.
Gültigkeit von non-formalen Weiterbildungen. Non-formale Weiterbildungen mit fachlicher Ausrichtung, wie z. B. Zertifikate auf Sachbearbeiter-Stufe oder CAS an Fachhochschulen (Certificate of Advanced Studies) dauern in der Regel ein bis zwei Semester und bieten je nach Lehrplan Grundlagenwissen in einem Fachgebiet oder eine vertiefte Spezialisierung. Entsprechend hängt die Aussagekraft non-formaler Zertifikate und Diplome stark von der Qualität des Bildungsanbieters und von der Praxiserfahrung der Diplominhaberin oder des Diplominhabers im jeweiligen Fachgebiet ab. Sprachzertifikate und Zertifikate im Informations- und Kommunikationstechnologie-Bereich IKT gehören ebenfalls zu den non-formalen Weiterbildungen. Bei diesen Zertifikaten ist die praktische Anwendung der Qualifikationen zentral für die Aussagkraft des Abchlusses. Ein Sprachdiplom, das vor über zehn Jahren erworben wurde, sagt ohne regelmässige praktische Anwendung wenig über das aktuelle Sprachniveau einer Person aus. Jedoch kann eine Person, die z. B. vor sieben Jahren ein Zertifikat auf C1 Niveau erlangte, vermutlich mit relativ wenig Aufwand ihre eingerosteten Sprachkenntnisse wieder auffrischen. Auch hier kann keine allgemeingültige Aussage gemacht werden, wie lange ein Zertifikat oder Diplom gültig ist.
Für die Handhabung im Lebenslauf gelten folgende Faustregeln:
Formale Abschlüsse verlieren ihre Gültigkeit nicht und sollten dem Lebenslauf immer beigelegt werden.
Bei non-formalen Abschlüssen gilt: Die Verknüpfung der Weiterbildungsinhalte mit der (Berufs-)Praxis ist ebenso wichtig, wie das Diplom oder das Zertifikat selbst.
Corinne Marrel
Fachverantwortliche höhere Berufsbildung, Kaufmännischer Verband Schweiz